Balinesisches Gamelan

Wohl kaum eine uns fremde Kultur hat im letzten Jahrhundert zu so vielen Mythen beigetragen wie diejenige der kleinen Insel Bali, östlich von Java gelegen und nicht viel größer als das Saarland. Heute ist Bali eine Provinz Indonesiens und nimmt in diesem Inselstaat eine kulturelle Sonderstellung ein. Die zahlreichen touristischen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte haben an dem Lebensbewusstsein der Balinesen eigentlich wenig verändert. Eine vielfältige, üppige Natur und zahlreiche kulturelle Einflüsse von außen ließen über die Jahrhunderte eine komplexe Kultur entstehen, bei der Religion (Naturkräfte, hinduistische Begriffe und Zeremonien), künstlerische Praxis und Alltag untrennbar miteinander verknüpft sind.

 

Sicher eine der faszinierendsten künstlerischen Ausdrucksformen Balis ist die so genannte Gamelanmusik (einschließlich der dazugehörigen Tänze). Es handelt sich dabei um Ensemblemusik mit ca. 20 Spielern. Das Instrumentarium besteht vor allem aus Metallophonen, großen Gongs, kleinen Buckelgongs, Trommeln und Flöten. Es bildet einen Klangkörper, der mal hell und obertonreich, mal warm und bauchig tönt. Durch spezielle Spieltechnik lässt sich eine breite Palette an Rhythmus- und Klangeffekten erzeugen.

Anders als die ruhig schreitende javanische Musik ist balinesisches Gamelan höchst dynamisch, rhythmisch und gelegentlich sehr virtuos, wobei diese Virtuosität sich stets dem kollektiven Musizieren unterordnet.
Gamelanmusik ist auf Bali allgegenwärtig: Sie wird als Begleitmusik für Tanz, Drama und Schattenspiel ebenso gespielt wie zur Umrahmung aller Tempelfeste oder auf Konzerten und Orchesterwettbewerben.

 

Gamelanmusik ist festgelegt, also nicht improvisiert; gelernt wird (bei uns wie auf Bali) ausschließlich durch Vor- und Nachmachen. Die technischen Anforderungen an den Instrumenten sind sehr verschieden, sodass auch musikalische Laien mitspielen können, wenn sie bereit sind, sich auf die eher kollektive Musizierweise einzulassen.
Damit ist zum einen gemeint, dass man ohne Noten und Dirigent, also gleichsam kammermusikalisch musiziert. Zum anderen sind die meisten musikalischen Figurationen auf zwei Parts aufgeteilt, die komplementärrhythmisch organisiert sind, sich also rhythmisch zu einem Ganzen ergänzen. Jeder Spieler muss also genauestens auf seinen Spielpartner und das ganze Ensemble hören und kleinste Rhythmus- und Temposchwankungen aufnehmen.